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02 HIN.SEHEN
JUDAS, EIN GASTSPIEL DES SCHAUSPIELHAUSES GRAZ

 

Frederik Jan Hofmann, Ensemblemitglied des Schauspielhauses Graz, ließ in Lot Vekemans gleichnamigem Monolog in der Pfarrkirche Judas als Theaterfigur gleichsam auferstehen. Zwei Jahrtausende nach seiner Tat konnte das Publikum an dem Geschehen des „Verrats“ teilhaben, seiner Rechtfertigung, seiner Bestimmung. Der Text ist Augenzeugenbericht, Verteidigungsrede, Image-Kampagne und Eingeständnis von demjenigen, der „schwärzer wurde als schwarz“, weil alle anderen die Schuld am Tod des Messias auf ihn abladen konnten. Der dramatische Monolog bietet der Ikone des Verrats eine Bühne und macht einen wichtigen Nebendarsteller zum Hauptdarsteller. Judas ist laut Lot Vekemans weder das Böse schlechthin, noch eine abstrakte Idee, auch keine Ikone des Verrats. Dazu hat ihn erst die Bibel gemacht. Beeindruckt und nachdenklich verließ das Publikum nach langem Applaus die Kirche.